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“Schwein“ und “Sau“ sind gebräuchliche Schimpfworte für menschliche Unsauberkeit. Dieser Sprachgebrauch rührt wohl von der Beobachtung her, dass sich Schweine gerne im Schlamm suhlen, ist aber ganz und gar unberechtigt. Denn das Suhlen gehört wie das Wühlen zum Komfort-verhalten der Schweine. Es verschafft ihnen Kühlung, lindert Juckreiz, und wenn sie die getrocknete Schlammschicht später an einem Baumstamm abreiben, werden sie zugleich auch lästige Parasiten wie Flöhe und Läuse los. Das Suhlen hat also hygienische Gründe.
Auch sonst ist das Schwein ein ausgesprochen sauberes Tier. Seinen ange-borenen Bedürfnissen gemäss richtet es sich seinen Wohnplatz als "Drei-zimmerwohnung" ein: Es sucht sich einen weichen Liegeplatz (daher ist Einstreu so wichtig für eine gute Schweinehaltung), einen Fressplatz und einen möglichst weit entfernten Kotplatz, wo ständige Zugluft lästigen Geruch vertreibt. Denn Schweine haben einen sehr feinen Geruchssinn. Deshalb halten sie die Trennung Liegeplatz, Fressplatz und Kotplatz genau ein.
Aber nur sehr selten haben sie die Möglichkeit dazu. In der üblichen Intensivhaltung sind sie auf engstem Raum zusammengepfercht, haben keinen eigenen Fress- oder Kotplatz, keine Einstreu, die ihnen ein erträgliches Liegen ermöglichen würde und trotz Vorschrift in den meisten Ställen keine Beschäftigung (Stroh, Holz usw.) Es stinkt überall nach ihren eigenen Exkrementen. Die Schweine fühlen sich zwangsläufig immer “am Klo“. Dort müssen sie auch schlafen und fressen. Zudem ist diese Haltung für Schweine umso peinigender, als sie ausgesprochen bewegungsfreudige Tiere sind. Von ihrer Natur her verbringen sie sogar 80% ihrer täglichen, 8 bis 10 Stunden dauernden Aktivitätszeit mit Nahrungssuche, Fressen, Wühlen und Umherlaufen.
Zuchtsauen
Zuchtsauen dürfen weiterhin in enge Stahlkäfige gezwängt werden, für eine vorgeschriebene Zeit, die jedoch meistens nicht eingehalten wird, weil keine oder zu schlaffe Kontrollen stattfinden. In ihren stählernen Gefängnissen fristen die Muttersauen ein äusserst trostloses Dasein. In der quälenden Enge leiden sie unter Passivität, Langeweile, Stress, Frustration. Sie müssen in der eigenen Jauche liegen und leiden oft unter schmerzhaften Urin-verätzungen, die unbehandelt bleiben. Das Einatmen der stechenden Ammoniakgase von der Jauche ist unvorstellbar quälend für ihren empfind-lichen Geruchssinn. Durch das Stehen und Liegen auf harten Betonböden vielfach ohne Einstreu kommt es zu Wunden und schweren Verletzungen, für die kein Tierarzt geholt wird. Was zählt ist nur der Schlachtwert! Diese Haltung treibt Tiere zum Wahnsinn. Sie entwickeln schwerste Verhaltens-störungen, indem sie sich z. B. ständig in die Stangen ihrer stählernen Zwangsjacke verbeissen.
Schweine sind intelligent genug (sogar intelligenter als Hunde), um die Aussichtslosigkeit ihrer Situation zu erkennen. Nach anfänglichen ver-zweifelten Fluchtversuchen sehen sie deren Vergeblichkeit ein und geben jede Hoffnung auf. Sie lassen ihren Kopf hängen und verfallen in einen Zustand der Resignation, der Apathie. “Trauern“ nennen das die Verhaltens-forscher. Viele Tiere fressen dann nicht mehr und werden vorzeitig geschlachtet.
Unter den quälenden Bedingungen ihrer Einzelhaft müssen Zuchtsauen jahrelang pausenlos Ferkel gebären, sprich: nimmersatten Wohlstands-bürgern die künftigen Schnitzel, Braten und „Rippli“ liefern. Die Gefangen-schaft im Kastenstand verhindert den natürlichen Drang, ihrem Nachwuchs ein Nest zuzubereiten. Diese Haltung verunmöglicht ihnen auch jeden Kontakt zu ihren Kindern. Die normale Stillperiode würde rund drei Monate dauern. Meistens nimmt man die Ferkel ihren Müttern viel zu früh weg, damit diese schon möglichst bald wieder durch künstliche Besamung zur nächsten Trächtigkeit gezwungen werden können. Kein Wunder, dass die völlig erschöpften Tiere nach wenigen Jahren an Herzversagen oder schweren Krankheiten wie Mastdarm- oder Gebärmuttervorfall zugrunde-gehen. Die natürliche Lebenserwartung eines Schweins würde 15 Jahre oder mehr betragen. Dass artgerechte, natürliche Tierhaltung schon wegen der besseren Gesundheit und der längeren Lebenserwartung der Tiere auch rentabler ist, müsste doch jedem einleuchten!
Mastschweine
Bald nach der Geburt spüren die Ferkel den Zugriff des Menschen. Ihr Ringelschwänzchen wird mit einer Zange gekürzt – dies soll die Tiere später in der Enge der Intensivhaltung am Kannibalismus hindern -, die Eckzähne werden abgebrochen, die männlichen Tiere werden ohne Narkose kastriert. Noch als Babies kommen sie in Ferkelkäfige. Solche Ferkelbatterien sind einstöckig, nach oben offen auch in der Schweiz erlaubt!. Die Jungen leiden unter dem Schock der zu frühen Trennung von der Mutter und beginnen – als Ersatzhandlung für fehlende Saug-, Spiel-, Bewegungs- und Erkundungs-möglichkeiten – an den Ohren und Schwanzstummeln ihrer Mithäftlinge zu knabbern und zu beissen. Eiternde Wunden sind die Folge. Anstelle der natürlichen Abwehrkräfte aus der Muttermilch bekommen die Schweine Antibiotika, später dann Wachstumsförderer und oft auch Psychopharmaka, um den Stress eines Mastschweinedaseins auf engstem Raum überhaupt zu überleben. Dass sich die Krankheiten und Verletzungen ihrer Mütter auch bei ihnen einstellen, ist nur allzuklar. Durch vorherrschende Ammoniakgase haben die zusammengedrängten Tiere vielfach schwer geschädigte Lungen.
Zugabe der Marter
Eines Tages treibt man die Schweine in einen Transporter, eine extreme Belastung für die nervösen, herzkranken, kaum gehfähigen Tiere mit den unnatürlich angezüchteten Fleischmassen. Wenn sie zusammenbrechen, treibt man sie mit Stockschlägen, Tritten und Stromstössen aus Elektro-stäben weiter. Viele gehen schon während des Transports an Herzversagen zugrunde. Sie sterben unter Schreikrämpfen mit Schaum vor dem Mund!
Die übrigen werden in den Schlachthof getrieben. Dort hören sie die Schreie anderer Schweine. Bei den sensibelsten und intelligentesten aller Haustiere, die den gewaltsamen Tod ihrer Artgenossen aus nächster Nähe miterleben müssen, löst dies Todesangst und Panik aus. Bei ihren verzweifelten Flucht-versuchen vor der betäubenden Elektrozange kann es zu weiteren Verletz-ungen kommen. Oft wird die Elektrozange nicht korrekt, und bedingt durch die Hektik der Akkordarbeit, zu kurz angelegt. Die Tiere werden nur unzureichend betäubt bzw. nur in einen Krampfzustand versetzt; dann zucken und schreien sie, wenn sie am Haken hängen, bis das Messer in ihre Kehle gestossen wird und die Foltern, die der Mensch für sie erfunden hat, mit dem herausströmenden Blut langsam aufhören. Ihr Fleisch wird gedankenlosen Menschen gut munden!
Die industriemässige Schweineproduktion ist weder mit den Anforderungen des Tierschutzes noch mit jenen des Umweltschutzes vereinbar. Auch vom Standpunkt der Ernährung ist die industriemässige Tierproduktion nicht vertretbar: Durch diese Produktionsform ist das Schwein zum Nahrungs-konkurrenten des Menschen geworden: Um 1 Kilo Fleisch zu produzieren, braucht man rund 10 Kilo Getreide.
Animal Life Schweiz
Dora Hardegger
Die absichtliche Verwandlung eines solchen Lebens in ein Bündel von Leiden und stummer Verzweiflung ist ein Verbrechen. Was sollte eigentlich sonst ein Verbrechen sein?
Robert Spaemann, Philosoph, München
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